Die Frage ist tatsächlich nicht unberechtigt, denn traditionell werden die Berliner eher als Karnevalmuffel angesehen. Aber ist es wirklich so schlimm? Findet man als Rheinländer oder Fan von Karneval und Fasching Gelegenheit auch in Berlin zu feiern?
Die Geschichte des Karnevals in Berlin
Tatsächlich erfreut sich der Karneval in Berlin einer beachtlichen Geschichte. Schon im 15. Jahrhundert feierten Großfamilien und Ratsherren die sogenannte „Fastalwende“. Zuwanderer aus der Lausitz führten das sogenannte „Zampern“ ein, was Umzüge und Tanzveranstaltungen umfasste.
Interessant ist, dass die Feiern bis ins 17. Jahrhundert derart an Intensität zunahmen, dass bereits 1629 erstmals Mummenschänze, Komödien und Gauklerspiele verboten wurden. Die Maskenumzüge der Berliner Handwerker wurden dann 1659 ebenfalls verboten, da diese gerne bis zu acht Tage „blau“ machten, nur um zu feiern.
Masken- bzw. Kostümbälle wurde aber auch gerne im 18. und 19. Jahrhundert gefeiert, sogar bei Hofe. Und auch der Alte Fritz feierte jedes Frühjahr den Karneval.
Als das Rheinland im Jahr 1815 preußisch wurde, brachten Zuwanderer ihre Karnevalsbräuche nach Berlin und seit 1870 gab es die ersten rheinländischen Karnevalsclubs in der Stadt. Und obwohl Karnevalsvereine auch noch in den Nachkriegsjahren sehr populär waren, merkt man davon heutzutage doch recht wenig in der Hauptstadt.
Der Karneval in Berlin heute
Noch bevor Ost- und Westdeutschland offiziell wiedervereinigt waren, schlossen sich die Karnevalsverbände von Ost- und Westberlin zusammen zum Landesverband Berliner Karneval e.V. Im Jahr 2020 gibt es offiziell 23 Karnevalsverbände in der Hauptstadt.
Warum aber fragt man sich trotzdem, ob in Berlin der Karneval überhaupt gefeiert wird? Schließlich haben die Berliner mit „Heijo“ sogar ihren eigenen Karnevalsruf.
Selbst Berliner halten den Karneval eher für eine Tradition, die von außen eingeschleppt wurde. Gerade mit dem Umzug der Regierung nach Berlin zogen ja viele Rheinländer in die Hauptstadt und brachten ihre Traditionen mit.
Aber so recht scheint der Karneval keinen Fuß fassen zu wollen.
Erst 2001 gab es den ersten Karnevalsumzug nach der Wiedervereinigung. Frühere Versuche scheiterten vor allem an mangelnder Finanzierung und auch den hohen Kosten für die unvermeidliche Stadtreinigung, die ein solcher Umzug erfordert.
Bis 2010 fanden die Umzüge am Karnevalssonntag statt und erfreuten sich einem Zulauf von bis zu 750.000 Schaulustigen und Teilnehmern.
Seither gab es allerdings wieder vermehrt Finanzierungsprobleme und auch erschwerte Auflagen seitens der Stadt, was den Lärmpegel des Umzugs betraf. So entfiel der Umzug mehrfach und fand tatsächlich 2017 das letzte Mal statt.
Wo wird in Berlin der Karneval gefeiert?
Dennoch kann man in Berlin durchaus Gelegenheiten finden, den Karneval zu feiern. Zuletzt war dies beispielsweise im Gaffelhaus in der Friedrichstraße möglich, in der Kneipe Uh-länder und auch die „Ständige Vertretung“ feiert recht groß und feuchtfröhlich im Soda Club in der Kulturbrauerei.
Es gab sogar ein Prinzenpaar im Jahr 2020, obgleich die meisten Karnevalspartys sicher nichts mit den Sitzungskarnevals im Rheinland zu tun haben.
In Berlin wird der Karneval eben anders gefeiert und wer sich fürs Mitmachen interessiert, der sollte sich an einen der über 20 Verbände in Berlin wenden, um zu erfahren, was für 2021 geplant ist.